Entwicklungsphasen des Hundes, Teil 2

Sozialisierungsphase - in der 8. bis 12. Lebenswoche

Die Sozialisierungsphase ist die Phase mit den größten Veränderungen im Leben des Welpen. Es erfolgt die Abnabelung vom Rudel. Abgabetermin beim Züchter für Welpen ist in der Regel nach der Wurfabnahme in der achten Woche! In einem Rudel würde jetzt der Vater - sofern vorhanden - die Erziehung und Sozialisierung übernehmen. Dies ist nun die Aufgabe des neuen Menschenrudels. Die Welpen sind jetzt besonders empfänglich dafür, ein soziales Miteinander mit Mensch und Hund zu lernen sowie eine allgemeine Anpassung an die Umwelt. Das bedeutet, dass der Hund in dieser Zeit viele positive spielerische Erfahrungen machen muss. Die Grundlagen dafür hat er bereits in der Prägungsphase mitbekommen. Ähnlich wie in der Prägungsphase haben die zwischen der 8. und 12. Woche gemachten Erfahrungen  eine nachhaltige Wirkung auf die spätere Entwicklung des Hundes. Negative Erlebnisse prägen sich sehr stark ein und sind später nur mit viel Geduld und in Form von Desensibilisierung wieder ins Lot zu bringen. Lernergebnisse, die jetzt ausbleiben, können  später nur mühevoll nachgeholt werden. Dies alles ist entscheidend für die weitere Entwicklung des Hundes. Die Zeit der Sozialisierungsphase ist auch die Zeit der Welpenspielgruppen. Hier kann der Welpe im Spiel mit Artgenossen das Hunde-Einmaleins lernen. Gute Welpenspielstunden erkennt man daran, dass eine kompetente Person die Gruppe mit viel Fachkenntnis und Einfühlungsvermögen betreut. Die Hunde in einer Gruppe sollten sich möglichst vom Alter und von der Größe her gleichen. Mann stelle sich vor, eine 10 Wochen alte Dogge "spielt" mit einem 10 Wochen alten Dackel! Die hierbei gemachten Erfahrungen für den kleineren Hund können kaum positiv sein, da der Größenunterschied zu gravierend ist.

Missie in der Welpenspielgruppe

Rangordnungsphase - in der 13. bis 16. Lebenswoche

Hunde sind in ihrem Ursprung soziale Tiere, die in einem Rudel leben. Für diese Art von Zusammenleben - egal ob Hunde- oder Menschenrudel muss es zwangsläufig Regeln geben, damit es nicht zu Missverständnissen kommt. "Unter sozialer Lebensweise versteht man Verhaltensweisen, die im Interesse bestmöglicher Ausnutzung vorhandener Lebensgrundlagen auf Gemeinschaftlichkeit ausgerichtet sind." (Zitat: H. Weidt, Der Hund mit dem wir leben). Dies bedeutet, dass ein Zusammenleben nur funktionieren kann, wenn bestimmte Regeln eingehalten werden. Ab der 13. Woche finden nun innerhalb der Gruppe gleichaltriger Welpen spielerische Auseinandersetzungen statt. Es werden - unabhängig vom Geschlecht - die Stärken und Schwächen ausgetestet und interne Kommunikation geübt. Dies dient dazu, herauszufinden, wer im Rudel später einmal geeignet sein wird, die Führungsrolle zu übernehmen. Auch in seinem Menschenrudel wird nun der Welpe versuchen herauszufinden, wo sein Platz ist. Ist man jetzt als Mensch nicht souverän und konsequent, verliert der kleine Hund schon bald den Respekt und wird versuchen, sich immer wieder durchzusetzen. Man sollte deswegen auch als Mensch Spielregeln einführen, an die sich der Welpen zu halten hat. Z.B. wann und wie lange gespielt wird, bestimmt der Mensch. Oder dem Welpen wird durch Schnauzengriff signalisiert, wenn er seine spitzen Zähne zu stark eingesetzt hat.... 

Pepper als Ranghöhere hält ihr Spielzeug fest!

Noch kurz eine Anmerkung zum sogenannten Welpenschutz: Es gibt ihn nicht - außer im eigenen Rudel! Man muss also in jedem Fall vorsichtig sein, wenn man auf Spaziergängen fremde Hunde trifft und kann nicht davon ausgehen, dass jeder freundlich auf den Welpen reagiert. Ein Wolfsrudel akzeptiert keine fremden Welpen, da diese fremdes Genpotential in sich tragen! Erwachsene männliche Löwen, die ein neues Rudel übernehmen, töten z.B. zunächst die vorhandenen Jungtiere, um anschließend ihre eigenen Gene weitergeben zu können. 

Rudelordnungsphase - zwischen dem 5. und 6. Monat

Alles, was der Welpe bis zu diesem Zeitpunkt spielerisch gelernt hat, wird nun in der Rudelordnungsphase gefestigt. Wenn der Mensch es richtig verstanden hat, seinem Hund den entsprechenden Platz im Rudel zuzuweisen, kann er jetzt damit beginnen, das bisher Gelernte auf vertrauensvoller und konsequenter Basis weiter auszubauen. Spätestens jetzt wird sich zeigen, in welcher Hinsicht der Mensch in der Vergangenheit Fehler begangen hat. Jetzt ist noch Zeit, unerwünschtes Verhalten abzubauen und erwünschtes zu fördern, denn bald kommt der Junghund in die Pubertät und es wird immer schwieriger, aus ihm ein sozialverträgliches und angenehmes Rudelmitglied zu machen.

YeJapha Drago und Pepper 

Missie muss warten, bis Pepper fertiggebuddelt hat!

Pubertät

Ca. ab dem 7. Monat kann man damit rechnen, dass Hündinnen läufig werden. Rüden  demonstrieren ihre Geschlechtsreife dadurch, dass sie nun anfangen, während des Urinierens das Bein zu heben und zu markieren. Während dieser Phase glaubt man, der Hund hat alles bisher Gelernte wieder vergessen. Keine Angst: es kommt wieder. Keine leichte Zeit für Mensch und Hund und leider auch die Zeit, in der die meisten Abgaben erfolgen, weil sich der Hundehalter - insbesondere der Rüdenbesitzer - überfordert fühlt. Ich habe die Erfahrung gemacht, den Hund in dieser Phase nicht mit neuen Dingen zu belasten, sondern ihm in dem ihm bekannten "Gerüst" die notwendige Sicherheit zu geben.

Buchtipp:

Heinz Weidt, Der Hund mit dem wir leben: Verhalten und Wesen, Parey-Verlag

Schauen Sie auch noch einmal beim Thema "Rudelstrukturen" nach.

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