Barfuss oder Lackschuh

Ein neuer Fernseher soll her - natürlich besser als der alte. Während die Fernbedienung früher "schäbbige" 4 Knöpfe hatte, kann der Neue natürlich viel mehr und die Fernbedienung hat 64 Knöpfe! Nach 14 Tagen Betrieb ist das Bild dann einigermaßen erkennbar, nur den Ton müsste man noch einstellen. Aber der Neue sieht einfach toll aus - viel größer und teurer als der Alte.

Ein neues Auto soll her - natürlich besser als das alte. Klimaautomatik, Leder, Wurzelholz und Navigationssystem muss es schon haben. Die erste Fahrt war dann der monatliche Besuch bei Oma im Nachbardorf. Man hatte sich zwar dreimal verfahren, weil das Navigationssystem irgendwie falsch programmiert war, dafür war es angenehm kühl im Auto - so ungefähr 10°C. In der Bedienungsanleitung müsste darüber aber etwas stehen - die hat 200 Seiten!

Ein neuer Hund soll her - natürlich besser als der alte. Man hat an einen Rhodesian Ridgeback gedacht. Der Präsident des Golfclubs des Chefs von dem Nachbarn mit dem Swimming-Pool hat auch einen. Der sitzt manchmal auf dem Beifahrersitz seines Ferrari. Das sieht ja sowas von putzig aus - und passt farblich so toll zu den cremefarbenen Ledersitzen. Man selbst hat ja auch hellbraune Sitze in seinem Mitsu-Mazdi GLXLSD. Die Tochter vom Nachbarn mit dem Swimming-Pool verdient sich ein zusätzliches Taschengeld und geht immer mit diesem Hund Gassi, weil sein Herrchen oft nicht zu Hause ist. Daher kennt man diese Hunderasse bereits ganz genau.

Manche Menschen sollten besser barfuß gehen als in Lackschuhen. Manchen bereiten 64 Knöpfe einer Fernbedienung Probleme, bei anderen ist es die Programmierung eines Navigationssystems oder einer Klimaautomatik. Wieder andere sollten sich lieber keinen Rhodesian Ridgeback zulegen. Damit will ich nicht sagen, dass alle Ridgebacks eigenwillig, anstrengend oder kompliziert sind. Aber: Es gibt einige! Man muss sich auf jeden Fall darauf einstellen, wenn man sich einen Welpen dieser Rasse zulegt.

Wir sehen es doch bei uns. Flair und Missie brauchen eben eine gewisse "Lebensqualität", während unsere Mischlingshündin Pepper eigentlich mit nichts ein Problem hat.

Ridgeback-Standard-Platz

Copyright by Karin van Klaveren

 

Die Ridgeback-Hundeplätze sind nach "Standard" ausgestattet: weich und kuschelig. Pepper legt sich überall hin - getreu dem Motto: wenn müde, dann müde.

In Gaststätten müssen wir für jeden Ridgeback seine gewohnte Decke/Fell mitnehmen. Ansonsten stünden sie starr und mit versteinerter Mine neben dem Tisch. Pepper verkriecht sich sofort und ohne Kommando unter Stühlen oder Bänken.

Restaurantbesuch mit Ridgebacks

Bei Regenwetter überlegen die Ridgebacks erst einmal, ob sie wirklich hinaus müssen, Pepper hingegen läuft fröhlich herum und sieht nach jedem Spaziergang "entsprechend" aus.

Öffentliche Löseplätze oder sogenannte Hundewiesen umgehen unsere Ridgeback-Damen weiträumig. Pepper findet solche "Hundetoiletten" interessant und "liest" sie wie wir unsere Tageszeitung.

Im Sommer wollen unsere Ridgeback-Damen abwechselnd sonnige und schattige Liegeplätze im Garten einnehmen, natürlich nur auf der entsprechenden Unterlage. Pepper möchte immer nur dort sein, wo ihre Menschen sind - egal ob Sonne oder Schatten.

Ballspielen oder Stöckchenholen, Spielgefährte für Kinder? Muss beim Ridgeback nicht unbedingt sein. Er findet es langweilig, mehr als 3 Mal hinter dem Ball herzurennen. Pepper hingegen kann sich stundenlang damit beschäftigen.

Pepper beim Stöckchenholen

In kalten Winternächten müssen die "armen Südafrikanerinnen" auch schon mal zugedeckt werden. Pepper wird einfach im Winter nicht geschoren und schläft nachts, obwohl sie eine wunderbare Schlafhöhle hat, lieber auf dem blanken Parkett unter unserem Bett - barfuss und ohne Lackschuh.

brrr, ist das kalt

Pepper on Ice

Und trotzdem oder vielleicht gerade deshalb lieben wir unsere Ridgebacks und wollen nicht auf sie verzichten.

Pepper und Missie

 

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